Nach der Blasenentfernung muss in derselben Operation eine Urinumleitung durchgeführt werden. Hierfür stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Jede künstliche Harnableitung hat ihre Vor- und Nachteile und nicht jede ist bei jeder betroffenen Person geeignet. In einem ausführlichen Gespräch besprechen unsere Spezialisten mit Ihnen, welche Form der Harnableitung für Sie die geeignetste ist.
a) Ileum-Neoblase
Bei der Ileum-Neoblase wird aus einem ausgeschalteten Dünndarmstück (Ileum) eine Ersatzblase geformt, die im oberen Bereich mit den Harnleitern verbunden und im unteren Bereich an die Harnröhre angenäht wird. Dadurch scheiden die Patienten den Urin wie gewohnt über die Harnröhre aus. Da das Gefühl des Harndrangs verändert ist und erst erlernt werden muss, muss der Patient zunächst alle vier Stunden, auch nachts, auf die Toilette gehen, um die Blase zu entleeren. Wenn das vergessen wird, kann der Urin bei gefüllter Neoblase in die Nieren zurückfließen, dort Infekte verursachen und auf Dauer die Nieren schädigen. Da es sich bei der Neoblase um Darm handelt, können bei unregelmäßiger Blasenentleerung zudem Stoffe aus dem Urin ins Blut rückresorbiert werden und eine Übersäuerung des Blutes verursachen. Deshalb ist die Neoblase vor allem für geistig und körperlich fitte Patienten geeignet. In der Regel bleiben die Patienten 5 bis 10 Tage stationär.
b) Ileum-Konduit
Die beiden Harnleiter, die den Urin von den Nieren in die Harnblase führen, werden nach Entfernung der Harnblase in ein kurzes, ausgeschaltetes Stück Dünndarm (Ileum) implantiert, das wiederum in die Haut genäht wird. Darüber kann der Urin ausgeschieden und in einen Beutel geleitet werden. Dies ist für viele Patienten eine sehr unangenehme Vorstellung, hat sich aber bewährt und die meisten Patienten sind damit sehr zufrieden. Diese Ableitung eignet sich besonders bei fortgeschrittenen Blasentumoren oder bei älteren Patienten.
c) Harnleiter-Haut-Einpflanzung (Ureterokutaneostomie)
Bei stark vorerkrankten oder sehr alten Patienten kommt diese Möglichkeit in Betracht. Dabei werden die Harnleiter direkt in die Haut genäht. Dadurch, dass dabei kein Eingriff am Darm stattfindet, sind sowohl das Risiko für Komplikationen als auch die OP-Dauer geringer. Der Nachteil gegenüber dem Ileum-Konduit ist einerseits, dass hier zwei Beutel an die Haut geklebt werden müssen, andererseits, dass die Implantationsstellen aufgrund des kleinen Harnleiterinnendurchmessers sich oft verengen und daher stets mit einem Kunststoffschlauch, einem sogenannten Mono-J-Stent versorgt werden müssen. Diese werden alle vier Wochen unter Röntgenkontrolle gewechselt.