Tumore im oberen Harntrakt treten bei ca. zwei von 100.000 Personen pro Jahr auf. Männer sind dabei häufiger betroffen. Wie auch bei Blasentumoren sind die Patient*innen nur selten unter 50 Jahre alt. Zigarettenkonsum, chronische Infektionen des Harntraktes und verschiedene Chemikalien erhöhen das Risiko, einen Tumor in diesem Bereich zu entwickeln. Auch das Vorliegen eines Blasentumors erhöht das Risiko, sodass bei bestimmten Blasentumoren auch eine Abklärung des oberen Harntraktes empfohlen wird. Typische Symptome sind Blut im Urin oder Flankenschmerzen. Im Ultraschall stellt der Urologe meist Veränderungen fest, noch genauer sind Schnittbilduntersuchungen wie Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT).
Sofern sich bei o. g. Diagnostik der Verdacht auf einen Harnleiter- oder Nierenbeckentumor ergibt, kommen folgende Operationen in Betracht:
a) Ureterorenoskopie (URS)
Die URS beginnt immer mit einer Blasenspiegelung in Narkose, bei der nach weiteren Tumoren oder anderen Blutungsquellen in der Harnblase geschaut wird. Dabei werden auch die Ostien, also die Mündungen der Harnleiter in die Blase beurteilt. Anschließend wird in die Harnleitermündung der betreffenden Seite ein dünnes Instrument (Ureteroskop) eingeführt, über das der gesamte Harntrakt der jeweiligen Seite betrachtet und beurteilt wird. Sofern dabei ein Tumor entdeckt wird, werden Proben für die pathologische Untersuchung entnommen. Am Ende des Eingriffs wird ein Kunststoffschlauch, ein sogenannter Doppel-J-Stent in den Harnleiter eingelegt. Dieser verhindert, dass der Harnleiter durch den Eingriff anschwillt und es zu einer Abflussstörung der Niere kommt.
Aufgrund des geringen Durchmessers des Harnleiters ist es oft erforderlich, Tage vor der eigentlichen Harnleiterspiegelung, eine Schienung des Harnleiters (ebenfalls in Narkose) durchzuführen.
Wenn sich in den entnommenen Proben der Verdacht eines Karzinoms bestätigt, erfolgt die weitere Therapieplanung. Einzelne, kleinere, oberflächliche Tumore, die ureteroskopisch gut erreichbar sind, können durch eine ureteroskopische Laserung auf demselben Wege behandelt werden. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass die Niere und ihre Funktion erhalten wird. Zudem handelt es sich um ein schonendes Verfahren, dass auch bei Patienten durchgeführt werden kann, die aufgrund von Begleiterkrankungen nicht für eine größere Operation geeignet sind.
Für eine Ureterorenoskopie bleibt der Patient in der Regel eine Nacht in stationärer Behandlung. Häufig wird während des Eingriffs ein Blasenkatheter gelegt, der vor der Entlassung wieder entfernt wird.
b) Roboter-assistierte Entfernung von Niere und Harnleiter (Nephroureterektomie)
Bei Nierenbecken- und Harnleiter-Tumoren wird in unserer Klinik die operative Entfernung von Niere und Harnleiter (Nephroureterektomie) Roboter-assistiert durchgeführt.
Dabei wird mit dem da Vinci®-Operationssystem die gesamte Niere inklusiv des Harnleiters sowie die Einmündungsstelle des Harnleiters in die Blase (Blasenmanschette) entfernt. Die Operation erfolgt in Vollnarkose und in der Seitenlage.