Die Hodentorsion, bei der es sich strenggenommen nicht um eine Verdrehung des Hodens, sondern um die des Samenstrangs handelt, stellt einen dringlichen urologischen Notfall dar. Durch die Verdrehung der zu- und abführenden Gefäße im Samenstrang kommt es innerhalb von wenigen Stunden zu einer Schädigung des Hodengewebes, welche in ernsten Fällen nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.
Aus diesem Grund sind bei Verdacht auf eine Hodentorsion eine zügige Diagnostik und Therapie entscheidend, um das Organ funktionsfähig erhalten zu können.
Typische Symptome einer Hodentorsion sind plötzlich eintretende starke, einseitige Schmerzen im Hodensackbereich, die gelegentlich in den gleichseitigen Unterbauch ausstrahlen und von Übelkeit oder Erbrechen begleitet sein können. Auch können bei länger zurückliegender Verdrehung Schwellungen des Hodensacks und andere Entzündungszeichen wie Rötung und Überwärmung zu finden sein. Betroffen sind häufig Jugendliche zwischen dem 15. und 20. Lebensjahr, aber auch Säuglinge und Kleinkinder bis zum zweiten Lebensjahr. Generell kann das Krankheitsbild jedoch in jedem Alter auftreten.
Diagnose
Die Verdachtsdiagnose wird üblicherweise aufgrund der genannten Symptome gestellt und im Ultraschall weiter erhärtet. Eine Untersuchung des Urins und der Blutwerte ergänzt die Diagnostik.
Therapie
Hiernach ist rasches Handeln angezeigt. In Narkose wird der betroffene Hoden operativ freigelegt, um den Samenstrang wieder zurückzudrehen. Dies geschieht in der Regel über einen kleinen Schnitt am Hodensack; in seltenen Fällen ggf. auch über einen Schnitt im Leistenbereich. Sollte sich während der Operation herausstellen, dass das betroffene Organ erhalten werden kann, wird es mit einer speziellen Naht im Hodensack fixiert (sog. Orchidopexie), sodass in Zukunft keine erneute Verdrehung auftreten kann. Dasselbe wird auch am gesunden Hoden der Gegenseite durchgeführt, damit auch dieser zukünftig vor einer Verdrehung geschützt ist. Die Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgt in der Regel schon am nächsten Tag nach unauffälliger Ultraschallkontrolle.