Schließmuskelschaden / Künstlicher Schließmuskel

Schließmuskelschaden / Künstlicher Schließmuskel

Ein Schließmuskelschaden entsteht relativ selten als Folge von bestimmten Operationen oder traumatischen Ereignissen (z.B. auch mehreren Geburten) im Bereich des Urogenitaltraktes und geht fast immer mit einer Harninkontinenz einher. Unwillkürlicher Urinverlust beim Husten, Niesen, Lachen, Heben oder bei körperlicher Anstrengung (sogenannte Belastungsinkontinenz) lassen einen Schließmuskelschaden vermuten.

Nach transurethraler Resektion der Prostata (TURP) tritt eine Belastungsinkontinenz bei 0,5 bis 3,0 % der Männer auf. Nach radikaler Prostataentfernung, insbesondere in wenig erfahrenen Zentren, wird eine Belastungsinkontinenz ebenfalls häufig beobachtet. Risikofaktoren für einen möglichen postoperativen Schließmuskelschaden sind ein hohes Alter, vorangegangene Operationen im Bereich der Prostata oder der Harnröhre sowie fortgeschrittene Tumore.

Die Belastungsinkontinenz kann auch mit zunehmendem Lebensalter auftreten, gehäuft wird dies bei Frauen beobachtet.

Je nach Ausprägung der Schließmuskelschaden und der einhergehenden Inkontinenz kommt ein breites Spektrum der Therapiemöglichkeiten zu Hilfe, vom konservativen Beckenbodentraining durch medikamentöse Therapie bis zu Kontinenz-Operationen. Bei fehlender Sphinkteraktivität oder nach Versagen der anderen Therapieoptionen bleibt ein künstlicher Schließmuskel ein Mittel der letzten Wahl, um den Patienten ein normales Leben zu ermöglichen. Hinsichtlich der Kontinenz sind hier sehr gute Ergebnisse (Kontinenzrate von etwa 80 %) zu erwarten. Ein künstlicher Schließmuskel imitiert die normale Schließmuskelfunktion, indem er die Harnröhre gemäß der Steuerung des Patienten öffnet und schließt.
Das System besteht aus drei Komponenten: der Harnröhrenmanschette (um die Harnröhre herum gelegt und mit einer Flüssigkeit gefüllt), einem druckregulierenden Ballon (in den Bauchraum eingesetzten Reservoir) und der Pumpensteuerung (im Hodensack untergebrachte Pumpe). Durch Drücken der Pumpe im Hodensack wird die Flüssigkeit aus der Harnröhrenmanschette in das Reservoir entleert und somit der Weg für Urin eröffnet. Anschließend füllt sich die Harnröhrenmanschette nach und die Harnröhre wird erneut verschlossen.

Die Implantation des Systems erfolgt über einen kleinen Schnitt zwischen dem Penis und Hodensack oder im Damm-Bereich und ist mit relativ wenig Komplikationen verbunden. Bei der Implantation eines künstlichen Schließmuskels bleiben die Patienten in der Regel 3 Tage in unserem Krankenhaus. Anschließend erfolgt eine erneute Vorstellung nach sechs Wochen zur System-Aktivierung und Bedienungseinleitung. Nach der Aktivierung des Systems ist mit sofortigem Erreichen der Kontinenz zu rechnen.

Unser Zentrum verfügt über große Erfahrung in der Behandlung von Kontinenzproblematiken und in der Implantation des künstlichen Schließmuskels.

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