Hodenhochstand

Hodenhochstand

Als Hodenhochstand wird im Volksmund meist der sogenannte Leistenhoden bezeichnet, wobei es verschiedene Orte außerhalb der Leiste gibt, an denen sich ein Hoden befinden kann, der nicht im Hodensack anzutreffen ist.

Neben der Leistenregion kann der Hoden bspw. auch im Bauch entlang der Strecke gelegen sein, die der Hoden im Rahmen der natürlichen Embryonalentwicklung (sog. Deszensus testis) hinab in den Hodensack wandert. Ebenso kann er sich jedoch auch innerhalb der Bauchhöhle, aber außerhalb dieser Strecke befinden, wie zum Beispiel im Blasen- oder Dammbereich.

Bei etwa 1% aller Einjährigen tritt dieses Problem auf; Frühgeborene sind sogar zu 9–30 % betroffen.
Da die falsche Lage eines Hodens später, im Jugend- und jungen Erwachsenenalter, zu einer Einschränkung der Zeugungsfähigkeit führen kann und mit der Gefahr einer Hodenkrebs-Entstehung vergesellschaftet ist, ist die korrekte Diagnostik und Therapie des Hodenhochstandes von entscheidender Bedeutung.

Diagnose

In der Diagnostik sind die körperliche Untersuchung und der Ultraschall wegweisend, um festzustellen, ob der Hoden in der Leiste oder ggf. in der Bauchhöhle zu finden ist. Falls Letzteres vermutet wird, kann eine Bauchspiegelung Klarheit schaffen. Gelegentlich müssen auch spezielle Blutwerte bestimmt werden. Beim Leistenhoden hilft ein Hodenlageprotokoll weiter, um die richtige Therapie zu wählen. Ein Protokollbogen wird den Patienten in unserer kinderurologischen Sprechstunde zum eigenständigen Ausfüllen zu Hause ausgehändigt.

Therapie

In der letztlichen Behandlung kommt es vor allem auf den richtigen Zeitpunkt der Therapie an. Innerhalb der ersten drei Lebensmonate kann es zu einem spontanen Eintreffen des Hodens im Hodensack als Abschluss seiner „Wanderung" kommen, sodass dieser Zeitraum vor invasiver Therapie abgewartet werden sollte. Nicht herabgewanderte Hoden sollten zwischen dem sechsten und zwölften Lebensmonat operativ therapiert werden, sofern dies nötig ist.

Beim Leistenhoden muss beispielsweise zwischen Pendel- und Gleithoden unterschieden werden. Ein Pendelhoden ist teils im Leistenkanal und teils im Hodensack zu finden; hier gibt es keinen operativen Handlungsbedarf. Beim Gleithoden hingegen, wo der Hoden ausschließlich im Leistenkanal anzutreffen ist, ist eine kurze Operation mit Lösung des Samenstrangmuskels und Fixierung des Hodens im Hodensack mittels Naht notwendig. Üblicherweise kann der Patient die Klinik bereits am Folgetag nach der Operation verlassen; die Fäden lösen sich langsam von alleine auf und müssen nicht gezogen werden.

Ein Bauchhoden muss stets operiert werden und wird in der Regel mithilfe einer Bauchspiegelung entweder in den Bereich der Leiste und von dort in den Hodensack verlagert oder ganz entfernt, falls er während des Eingriffs aufgrund spezieller äußerlicher Merkmale nicht erhaltungswürdig erscheint.

Die Hormontherapie hat nach aktueller Studienlage beim Hodenhochstand keinen relevanten Stellenwert mehr und wird daher nur noch in speziellen Ausnahmefällen angewandt.

Weiterführende Informationen zum Thema Hodenhochstand erhalten Sie in unserer kinderurologischen Sprechstunde; vereinbaren Sie gerne einen Termin zur Beratung.

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