Penisverkrümmung

Penisverkrümmung

Die Penisverkrümmung, in der Fachsprache als Induratio Penis Plastica (IPP) oder Morbus Peyronie bezeichnet, ist eine erworbene Verkrümmung des Penis, die durch Ausbildung von fibrösen Plaques (Ähnlichkeit mit den Narben an der Haut) an der Schwellkörper-Oberfläche entsteht. Die Häufigkeit einer symptomatischen, therapiebedürftigen Penisverkrümmung beträgt ca. 1 % und steigt mit dem Alter an (6,5 % bei Patienten über 70 Jahre). Die Häufigkeit der asymptomatischen penilen Indurationen (Verhärtungen) oder Deviationen wird allerdings mit ca. 20 % angegeben.

Die genaue Ursache der Krankheit ist aktuell unbekannt, dennoch werden wiederholte Mikrotrauma und Verletzungen der Schwellkörper-Oberfläche im Rahmen eines Geschlechtsverkehrs als mögliche Ursache der Erkrankung am weitesten postuliert. Eine pathologische Wundheilung verursacht den Umbau des Bindegewebes und Entstehung einer fibrotischen Plaque. Diese Plaque-Bildung an der Schwellkörper-Oberfläche kann zu einer Verkrümmung des Penis führen, die die Penetration beim Geschlechtsverkehr beeinträchtigen kann. Zu den häufigsten Risikofaktoren der Induratio Penis Plastica gehören: Diabetes Mellitus, Bluthochdruck, Autoimmunerkrankungen, Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Beckenoperationen und Dupuytren'sche Kontraktur.

Es lassen sich zwei Phasen der Erkrankung unterscheiden. Die erste, aktive/entzündliche Phase (akute Krankheitsphase) geht mit schmerzhaften Erektionen und einem tastbaren Knoten/Plaque auf der Schwellkörper-Oberfläche einher. Typischerweise beginnt hier eine Penisverkrümmung, die im weiteren Verlauf der akuten Phase zunimmt. Bei 90 % der Männer klingen die Schmerzen sowie die akute Phase in den ersten zwölf Monaten ab. In der zweiten, stabilen/fibrotischen Phase (chronische Krankheitsphase) etabliert sich eine derbe, oft verkalkte Verhärtung (Plaque) und die Krankheit sowie die Penisverkrümmung bleiben stabil. Eine spontane Verbesserung/Heilung ist nur bei 3 bis 13 % der Patienten zu erwarten.

a) Konservative Therapie
Die konservative Behandlung der Induratio Penis Plastica konzentriert sich in erster Linie auf die Patienten im Frühstadium der Erkrankung. Das primäre Ziel der konservativen Maßnahmen ist die Linderung der Schmerzen und Verhinderung der weiteren Penisverkrümmung. In der Literatur wurden mehrere Therapie-Optionen wie orale Pharmakotherapie, intraläsionale Injektionen, Stoßwellentherapie des Penis und lokale Behandlungen (mechanisches Dehnen und Stretching des Penis, Elektromotive Medikamentenapplikation) beschrieben, die allerdings eine geringe Effektivität aufweisen.

b) Chirurgische Therapie – Begradigungsoperation
Obwohl die konservative Behandlung der Penisverkrümmung bei den meisten Männern die schmerzhaften Erektionen beheben kann, wird nur in kleinem Prozentsatz eine erfolgreiche Begradigung des Penis erreicht. Das Ziel der Operation ist die signifikante Verkrümmung zu korrigieren und die befriedigende Penetration beim Geschlechtsverkehr zu ermöglichen. Eine Operation ist bei Patienten mit signifikanter Penisverkrümmung und Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr in Verbindung mit psychischer Belastung angezeigt. Die weiteren Voraussetzungen für die Begradigungsoperation ist eine stabile Erkrankung für drei bis sechs Monate sowie Ausschöpfung der konservativen Therapie-Möglichkeiten. Bei den Patienten mit geringerer Deviation (30° bis 60°) und erhaltener Erektionsfähigkeit eignen sich die Plikationstechniken (Nesbit, Essed-Schröeder). Bei diesen Techniken wird eine Reihe von Nähten auf der Gegenseite der Penisverkrümmung gesetzt und somit eine Begradigung des Penis erreicht. Bei den gravierenden Deviationen (über 60°) und erhaltener Erektionsfähigkeit ist eine Exzision (Ausschneiden) der Plaque und Implantation eines Ersatzmaterials (Grafting) indiziert. Bei allen Patienten mit Penisverkrümmung und vorhandener erektilen Dysfunktion ist die Implantation einer Penisschwellkörperprothese die Therapie der Wahl.

Angeborene Penisverkrümmung
Die angeborene (kongenitale) Penisverkrümmung ist eine relativ seltene Erkrankung mit einer Häufigkeit von weniger als 1 %. Die angeborene Penisverkrümmung resultiert aus einer nicht gleichmäßigen Entwicklung der Schwellkörper und ist nicht mit einer Harnröhrenfehlbildung assoziiert. In der Mehrzahl der Fälle richtet sich die Verkrümmung nach ventral (Fuß-Richtung), kann aber auch nach lateral (seitlich) oder seltener nach dorsal (Kopf-Richtung) verlaufen. Eine angeborene Verkrümmung des Penis, die mit einer Harnröhrenfehlbildung einhergeht, wird als „Chorda" bezeichnet und stellt ein anderes Krankheitsbild dar.

Die definitive Therapie dieser Erkrankung bleibt chirurgisch und wird in der Regel bis nach der Pubertät aufgeschoben. Die chirurgische Behandlung der angeborenen Penisverkrümmung beruht im Allgemeinen auf dem gleichen Prinzip wie bei der Induratio Penis Plastica. Die angeborenen Deviationen können in der Regel mit Plikationstechniken (Nesbit, Essed-Schröeder) erfolgreich therapiert werden. Bei Patienten mit einer begleitenden erektilen Dysfunktion ist eine Implantation einer Penisschwellkörperprothese indiziert.

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